Aktualisiert am 2.11.2018; Einkauf Testprodukte Feb 2018 | Vegan zu leben ist mehr als nur ein kurzfristiger Trend. Das Angebot an rein pflanzlichen Speisen wächst stetig. Auch die Produktgruppe der Fertiggerichte erlebt einen Aufschwung. Laut Marktforschungsinstitut Mintel waren im Jahr 2013 gerade einmal 2,71 Prozent aller Fertiggerichte vegan. 2017 betrug der Anteil bereits 12,32 Prozent.
Vegane Fertiggerichte im Test: Chili sin Carne, Curry und Co. im Vergleich
Ein Umstand, den die internationale Ernährungsorganisation ProVeg, ehemals VEBU, ausdrücklich begrüßt. Je größer die Verfügbarkeit veganer Alternativen in allen Produktgruppen sei, desto mehr Menschen kämen mit pflanzlichen Lebensmitteln in Berührung und würden erkennen, wie einfach es sei, rein pflanzlich zu leben.
Auch die Tierrechtsorganisation PETA ist froh über jedes Produkt, das den Stempel "vegan" trägt. Ob aufwendig verpacktes Fertiggericht oder naturbelassenes Grundnahrungsmittel. "Wir wollen, dass die Menschen vegan leben. Und da hilft es natürlich, wenn sie überall dort vegane Lebensmittel erhalten, wo sie auch sonst immer einkaufen", sagt Felicitas Kitali, Fachreferentin für Ernährung bei PETA.
Aber was ist davon zu halten, wenn ehemals ausschließlich fleischverarbeitende Unternehmen plötzlich vegane Alternativen anbieten? Für ProVeg stehen die positiven Auswirkungen des veganen Engagements der großen Unternehmen im Vordergrund. Sie könnten Produkte schneller und günstiger auf den Markt bringen und diesen entsprechend beeinflussen. Auch PETA begrüßt die Signalwirkung, die der Einstieg der Fleischindustrie in den veganen Markt hat. Gleichzeitig hält Tierrechtlerin Kitali es trotzdem für die beste Entscheidung, bei rein veganen Herstellern einzukaufen.
Vegane Fertiggerichte überzeugen im Test oft
Im Test: Wo und von welchem Anbieter Sie kaufen, müssen Sie selbst entscheiden. Die Qualität sollte in jedem Fall stimmen. Wir haben 20 vegane Fertiggerichte sowohl auf Schadstoffe als auch auf geschmackliche Auffälligkeiten untersuchen lassen.
Das Testergebnis: Mehr als zwei Drittel der veganen Fertiggerichte können wir als "sehr gut" oder "gut" empfehlen. Schadstoffe stecken nur in wenigen Produkten und geschmacklich haben Chili sin Carne und Co. auch überzeugt.
Zu viel Salz in veganen Fertiggerichten
Kochsalz an sich ist kein Problem. Zu viel davon kann zum Problem werden. Bei empfindlichen Menschen lässt es den Blutdruck steigen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, nicht mehr als sechs Gramm Salz am Tag zu verzehren. Mehr als sechs Gramm Salz pro Portion stufen wir daher als "stark erhöht" ein, mehr als drei Gramm als "erhöht".
Mineralöl, nein danke. Gesättigte Kohlenwasserstoffe (MOSH) können bereits bei der Ernte, aber auch während der Produktion in die Lebensmittel gelangen. POSH können aus Kunststoffen in den Verpackungen ins Produkt übergehen. Mineralölbestandteile wie MOSH lagern sich in der Leber und im Fettgewebe ab und haben in Tierversuchen zu Organschäden geführt. Wir werten vier Produkte aufgrund ihrer MOSH/POSH-Gehalte ab, drei davon sind Instantgerichte.
Krebsverdächtiger Keimhemmer gefunden
Chlorpropham setzen Kartoffelbauer als Keimhemmungsmittel ein, die Kartoffeln sind so länger haltbar. Der Stoff ist allerdings besonders bedenklich, da er vermutlich Krebs auslösen kann. In zwei Gemüsecurry hat das Labor Chlorpropham-Gehalte nachgewiesen, die über unserer Abwertungsgrenze liegen. Im Jütro-Produkt kritisieren wir zudem, dass vier weitere Pestizide enthalten sind.
Anorganisches Arsen kann bereits in geringen Dosen Haut-, Lungen- und Harnwegstumore auslösen. Auffällige Mengen davon hat das Labor in einem veganen Fertiggericht im Test analysiert. Das Arsen stammt vermutlich aus dem Reis, der mit 79 Prozent der Hauptbestandteil des Fertiggerichts ist. Reis nimmt das Arsen über die Wurzeln aus der Erde und dem Wasser auf.
Gemüsecurry im Test mit Cadmium belastet
Cadmium: Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat für das giftige Schwermetall eine wöchentlich tolerierbare Aufnahmemenge (TWI) festgelegt. Der Verzehr eines Gemüsecurrys im Test schöpft diese bereits zu mehr als 50 Prozent aus. Hefeextrakt, Würze, Aromen: Sie sollen den Gerichten einen Geschmack verleihen, den andere Hersteller durch die richtige Auswahl guter Zutaten erreichen. Die Produkte von drei Anbietern werten wir wegen solcher Zusätze ab.
Geschmack, Geruch, Aussehen und Konsistenz: Sensorikexperten haben alle Fertiggerichte zubereitet und bewertet. Das Urteil fällt positiv aus, keines der Produkte schneidet schlechter als "gut" ab. Fünf Gerichte erhielten jedoch nicht die volle Punktzahl, da die Prüfer das Aussehen oder die Konsistenz bemängelten.
Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin Mai 2018 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Spezial Vegetarisch und Vegan 2018, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.